Horn - Bad Meinberg (Nordrhein-Westfalen)

Bildergebnis für Horn Bad Meinberg karte historisch Horn-Bad Meinberg ist eine Stadt in Lippe mit derzeit ca. 18.000 Einwohnern am Rande des Teutoburger Waldes - ca. 20 Kilometer nordöstlich von Paderborn bzw. ca. 30 Kilometer südöstlich von Bielefeld bzw. Detmold (hist. Karte von Lippe, aus: wikiwand.com/de/Landratsamt_Blomberg  und  Kartenskizze 'Kreis Lippe', TUBS 2008, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Vermutlich haben sich erste jüdische Familien schon im 15.Jahrhundert in Horn angesiedelt; sichere Nachweise lassen sich aber erst nach 1510 finden. Geleitbriefe für Horn wurden z.B. in den Jahren 1599, 1600, 1609 und 1612 ausgestellt. Versuche des Stadtrats von Horn, jüdische Familien aus der Kleinstadt zu vertreiben, scheiterten wiederholt am Einspruch der lippischen Grafen. Die ablehnende Haltung der Stadtbevölkerung gegenüber den Juden hielt prinzipiell bis in die Zeit der Emanzipation an. Erst dann durften Juden in Horn Grund- und Hausbesitz erwerben, allerdings unter der Auflage, dies nur an ihnen zugewiesener Stelle zu tun. Gegen Ende des 17.Jahrhunderts durften die Juden am Ort Gottesdienste abhalten; diese fanden in der Folgezeit in verschiedenen privaten Räumlichkeiten statt. Nach dem Abriss der alten baufälligen Synagoge 1856 weihte die Judenschaft noch im gleichen Jahre ihr neues Gotteshaus an der Burgstraße ein; über dem Eingangsportal des aus Bruchsteinen errichteten Gebäudes war eine hebräische Inschrift angebracht („Wie heilig ist dieses Stätte ! Hier ist nichts anders, denn Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels”). Der Betsaal erstreckte sich über zwei Stockwerke (mit Frauenempore).

Neben der Synagoge befand sich das Gebäude der jüdischen Schule. Die Juden Horns bildeten über einen längeren Zeitraum mit denen Meinbergs eine Synagogen- u. Schulgemeinschaft. Zeitweilig suchten auch Juden aus Belle die Horner gemeindlichen Einrichtungen auf.

Anm.: Seit 1937 gehörten zur Synagogengemeinde Horn-Bad Meinberg die Ortschaften Belle, Hausenbeck, Schlangen und Schwalenberg.

An der Paderborner Straße verfügte die Synagogengemeinde über ein eigenes Friedhofsareal, das angeblich zu Beginn des 19.Jahrhunderts angelegt worden sei. Doch anderen Angaben zufolge soll es wesentlich älter sein, denn einige der auf dem ca. 1.200 m² großen Areal befindlichen Grabsteine – derzeit sind es insgesamt etwa 110 – datieren aus einer Zeit vor 1800.

 

Jüdischer Friedhof in Horn (Aufn. Ts., 2012, aus: wikimedia.org, CCO - Eva Adamek, 2016, aus: burgdame.de)

Die Gemeinde Horn unterstand zunächst dem Landrabbinat für das Hochstift Paderborn und seit den 1770er Jahren dem Rabbinat Detmold.

Juden in Horn - Bad Meinberg:

         --- um 1660 .........................  2 jüdische Familien,

    --- um 1695 .........................  7     “       “    ,

    --- 1756 ............................ 13     "       "    ,

    --- 1807 ............................ 70 Juden,

    --- 1855 ............................ 72   "  ,

    --- 1880 ............................ 56   “  ,

    --- 1890 ............................ 55   “  , (14 Pers. in Bad Meinberg)

    --- 1900 ............................ 56   "  ,

    --- 1926 ............................ 10 jüdische Familien,

    --- 1932 ............................ 21 Juden. (3 Pers. in Bad Meinberg)

Angaben aus: Elfi Pracht, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen: Teil III: Reg.bez. Detmold, S. 341

und                 Dina van Faassen (Bearb.), Horn – Bad Meinberg-Horn, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen , S. 459

Ortszentrum von Horn mit Rathaus, um 1860 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

 

Blieb die Zahl der Gemeindeangehörigen bis Ende des 19.Jahrhunderts relativ stabil, setzte vor dem Ersten Weltkrieg eine starke Abwanderungswelle ein. Schließlich wurde die Synagogengemeinde Horn aufgelöst; die verbliebenen Mitglieder wurden der Kultusgemeinde Detmold angeschlossen. In den 1920er Jahren wohnten in Horn noch zehn Kleinfamilien jüdischen Glaubens.

Während des Novemberpogroms blieb das Synagogengebäude äußerlich unzerstört, doch wurde die Inneneinrichtung demoliert bzw. verbrannt. Ein Jahr später ging das Gebäude in Privathand über. Nach umfangreichen Umbaumaßnahmen nutzte der neue Besitzer es als Werkstatt und Wohnhaus.

Heute erinnert eine Gedenktafel am Gebäude der ehemaligen jüdischen Schule in der Burgstraße an die ehemalige Synagoge. Zudem befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in der Burgstraße ein Gedenkstein, der an die ehemalige israelitische Gemeinde erinnert.

 

 

 

In Belle - einem kleinen Dorf, seit 1970 Ortsteil von Horn-Bad Meinberg - lebten im 19. Jahrhundert nur drei bis vier jüdische Familien; 1925 zählte man noch neun jüdische Einwohner. Der jüdische Friedhof Belle (an der Pyrmonter Straße, gegenüber der Einmündung zur Straße Molkenberg) ist ein ca. 130 m² großes Beerdigungsgelände, das sich im Privatbesitz der jüdischen Familie Klarenmeyer befand. Auf dem von 1793 bis 1927 belegten Friedhof sind heute noch 13 Grabsteine erhalten.

Friedhof in Belle (Aufn. Ts., 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)    

 

 

 

Weitere Informationen:

C. W. Isermann, Nachrichten und Notizen über die Stadt Horn und deren Bewohner von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart, Horn/Bad Meinberg 1977

Walter E. Capelle, Juden in Horn - Bad Meinberg. Eine Dokumentation über die vergangenen 150 Jahre 1839 - 1987, hrg. von der Stadt Horn-Bad Meinberg, Horn/Bad Meinberg 1988

Walter E. Capelle (Hrg.), Samuel Jacobsberg: Aus dem Tagebuch eines Meinberger Juden (Manuskript), Horn-Bad Meinberg 1989

Willi Mues, Zur Geschichte der Juden im Kirchspiel Horn: Fragmente und Impressionen aus einer einstmals blühenden jüdischen Gemeinde, in: "Heimatblätter (Lippstadt)", 77/1997, S. 57 - 64

Dina van Fassen, “Hat die Schutzgelder an die Kammer geschickt” - Jüdisches Leben in Horn vom Spätmittelalter bis in die Zeit der Weimarer Republik, in: J. Buchner (Hrg.), Stadtgeschichte Horn 1288 - 1988, Horn - Bad Meinberg 1997, S. 482 - 513

Elfi Pracht, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen: Teil III: Regierungsbezirk Detmold, J.P.Bachem Verlag, Köln 1998, S. 313 - 317

Michael Brocke (Hrg.), Feuer an dein Heiligtum gelegt - Zerstörte Synagogen 1938 in Nordrhein-Westfalen, Ludwig Steinheim-Institut, Kamp Verlag, Bochum 1999, S. 260/261

Reinhard Tenhumberg (Bearb.), Horn 1933 – 1945 (chronologische Aufreihung von „Vorgängen“ im Ort), online abrufbar unter: tenhumbergreinhard.de/taeter-und-mitlaeufer/horn-1933-1945.html

Dina van Faassen (Bearb.), Horn – Bad Meinberg-Horn, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Detmold, Ardey-Verlag, Münster 2013, S. 456 - 463

Uwe Standera (Bearb.), Horn – Bad Meinberg-Belle, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Detmold, Ardey-Verlag, Münster 2013, S. 452 - 455

Cordula Gröne (Red.), Geschichte der Horner Juden, in: “LZ – Lippische Zeitung” vom 26.1.2015

Eva Adamek, Sehenswürdigkeiten in der Nähe der Externsteine: Burg Horn und jüdischer Friedhof (2016), online abrufbar unter: burgdame.de (Aufn. vom jüdischen Friedhof)

Dieter Asbrock (Red.), Julie Hirschfeld mahnt die Lebenden, in: „LZ – Lippische Zeitung“ vom 18.7.2022